Mount Abu



Mittwoch, 28.02.07

Der Bahnhof Abu Road war recht übersichtlich und im Moment eine Baustelle. Wir fragten einen Soldaten nach dem Weg zum Busbahnhof. Aus dem Bahnhof raus, rechts die Straße runter und nach ca. 500 m waren wir da. Ein Bus nach Mount Abu sollte in Kürze fahren, wir kauften schnell noch Karten am Schalter, dann rein in den Bus und 18 Uhr ging es los. Da unser Zug eine ¾ Stunde Verspätung hatte und die Fahrt in die Berge eine knappe Stunde dauerte, kamen wir im Dunkeln in Mount Abu an. Bevor es in den Ort ging, hielten wir an einer Kontrollstelle. Ein Kontrolleur kam in den Bus und bat die Touristen zur Zahlstelle. Pro Person waren 10 Rs. zu entrichten, Eintritt, Kurtaxe, Erholungssteuer, irgend so etwas. Mount Abu war schließlich ein Luftkurort.
Vom Busbahnhof fragten wir uns zum Sri Ganesh Hotel durch, nach 20 Minuten zu Fuß waren wir dort. Die Doppelzimmer waren belegt, uns wurde ein 4 Bett Zimmer mit Bad angeboten, welches wir auch nahmen. Es hatte den Vorteil, dass wir schön viel Platz hatten, um uns auszubreiten. Die Betten waren endlich mal lang genug, so dass die Füße nicht heraushingen und die Decken waren dick, schwer und entsprechend warm, was in diesen Höhenlagen sehr angenehm war. Eine voll funktionstüchtige Dusche mit 24 Stunden Warmwasser rundete das positive Bild ab.
Wir setzten uns zum Abendessen auf die Terrasse und gaben Kingfisher die Gelegenheit, den Ruf wiederherzustellen, mit Erfolg. Erstaunlicherweise schmeckte das Bier hier gut, scheinbar war es in Agra wohl schlecht gewesen.
Wir waren dann doch ziemlich erledigt, also zogen wir uns in unser sehr geräumiges Zimmer zurück und sahen Bratt Pitt und Angie Jolie alias Mr. und Mrs. Smith auf Star Movies noch ein bisschen beim Verwüsten ihres Hauses zu.

Donnerstag, 01.03.07

Der neue Tag begann so wie der alte geendet hatte, im Bett vor dem Fernseher mit Star Movies und Mr. und Mrs. Smith, die gerade ihr Haus in die Luft gejagt hatten. Na gut, scheinbar sollten wir den Film noch zu Ende sehen ...
Halb elf waren wir frühstücksfertig und absolut nicht die Letzten. Scheinbar hatten es alle nicht so eilig mit dem Aufstehen, lag sicherlich auch daran, dass es hier oben morgens noch recht frisch war. Nur die Abreisenden hatten keine Wahl, Checkout war 9 Uhr.
Die Bananenpfannkuchen waren auch hier gut, der Toast war okay. Na ja, das kann halt nicht jeder.
Kurz vor 1 Uhr schlenderten wir los, für das Touristenbüro zu spät oder auch zu früh, es war von 1 bis 2 Uhr geschlossen. Schade, eigentlich wollten wir einen Stadtplan mitnehmen, um uns besser orientieren zu können. Also machten wir uns ohne Karte zu Fuß auf den Weg zum DelwaraDie Delwara Tempel
Die Delwara oder auch Dilwara Tempel sind Bauwerke der Jain Religion. Alle Jain-Tempel sind reichhaltig verziert, doch die Tempel von Mount Abu zählen zu den schönsten religiösen Bauwerken, die Indien zu bieten hat.
Die Jains leben nach drei Prinzipien. Verzicht auf materielle Güter, Gewaltlosigkeit (gegenüber allem Lebenden) und Wahrhaftigkeit. Wegen des Ideals der Nichtverletzung von Lebewesen ernähren sich Jains ausschließlich so, dass keine Tiere oder Pflanzen dafür sterben müssen. Auch tragen sie häufig einen Mundschutz und einen Wedel zur Reinigung ihres Weges, um keine Tiere zuverletzen.
Unseren ersten "Kontakt" mit dieser Religion hatten wir auf unserer Reise durch Südindien in dem kleinen Städtchen Sravannabelagola.

www.indientagebuch.de.vu --> 3. Woche
 Tempel, für den Mount Abu berühmt ist. Im Ortszentrum stand die Richtung angeschrieben, laut Reiseführer sollte man eine Stunde brauchen, dann mal los. Zuerst war auch alles klar, dann gabelte sich die Straße und es gab kein Schild in einer uns geläufigen Sprache. Wir hielten uns rechts und folgten der Straße nach Norden. Sie gabelte sich noch desöfteren, wir entschieden uns instinktiv und gingen immer weiter nach Norden. Den Beschreibungen nach sollte der Tempel nördlich von Mount Abu in den Wäldern liegen, Wälder waren noch keine zu sehen. Wir kamen an einem Stützpunkt der “First Fighter“ vorbei, am Eingangstor waren ihre Einsatzgebiete und -jahre angeschrieben. Es folgte ein Stützpunkt der indischen Luftwaffe und so langsam zweifelten wir an unserer eingeschlagenen Richtung. Mal wieder an einer Gabelung angekommen, sahen wir rechts hohe Mauern, Busse und Jeeps. Hm, zwar kein Wald, aber etwas Tempelähnliches war dort, also hin.
Und so kam es, dass wir tatsächlich nach knapp einer Stunde am Delwara Tempel ankamen, welcher der schönste Jain Tempel Indiens sein sollte. Von außen war davon rein gar nicht zu sehen. Es stand nicht mal dran – zumindest nicht auf Englisch – dass es sich um diesen Tempel handelte. Aber eine Nachfrage bestätigte es.
Die Eintrittsregeln waren streng, kein Leder, keine Kameras, natürlich keine Schuhe, keine Taschen oder Rucksäcke. Keine Kameras war gleichbedeutend mit “Fotografieren verboten“. Die Sachen konnte man an einer Gepäckaufbewahrung abgeben, meine Uhr (Lederarmband) und meinen ledernen Brustbeutel durfte ich bei mir behalten, kein Problem. Dann hieß es ein bisschen warten und anstehen, es wurde nur gruppenweise eingelassen.
Nach dem Einlass die Ernüchterung. Das sollte der schönste Tempel sein? Wie sahen denn erst die anderen aus?
Es änderte sich schlagartig beim Betreten der ersten Tempelhalle. Vollständig aus weißem Marmor errichtet, enthüllte sie ihre ganze Pracht im Inneren. Jede Säule, Decke und Wand war auf das Allerfeinste und Filigranste verziert. Kaum zu glauben, dass sich Marmor so bearbeiten lässt. Ringsherum die schönsten Marmorschnitzereien, wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hinsehen sollten.
Im zweiten Tempel konzentrierten sich die feinen Schnitzereien auf den Eingang, die Hauptkuppel, die Säulen am Schrein und den Schrein selbst. Sie waren noch feiner und detailreicher als zuvor, wir hatten nicht gedacht, dass das möglich wäre. Dafür war der umlaufende Gang etwas schlichter ausgefallen. Im hinteren Teil des Tempels, hinter einer aus Marmor geschnitzten Gitterwand, harrten einige sehr schöne Elefantenskulpturen auf ihrem undankbaren Platz im Halbdunkel des verschlossenen Raumes aus. Im Schrein dieses Tempels saß übrigens ein glänzend schwarzer Buddha, während im ersten ein weißer wachte.
Es gab noch ein paar weitere Tempelhallen, die allerdings nicht so schön gearbeitet waren. Einzig die Halle mit Turm am Ausgang war noch recht schön, aber scheinbar nicht vollendet worden. Sie erinnerte mit ihren aufwendigen Verzierungen ein wenig an die Tempel von Halebid in Süd-Indien.
Wir kauften ein paar Postkarten für 20 Rs., es gab auch Fotos, die sollten allerdings 10 Rs. pro Stück kosten, doch ein bisschen teuer für die mäßige Qualität.
Wieder draußen, holten wir unser Zeug ab und ließen ein bisschen Geld da, war freiwillig. Der Imbiss gleich gegenüber bekam uns als Gäste, Peperoni im Teigmantel, irgendwelche Teigbällchen mit Gemüse und Samosas standen auf unserem Speiseplan. Es schmeckte sehr gut, die Peperoni waren allerdings höllisch scharf, Tränen in den Augen und laufende Nase garantiert.
Für den Rückweg entschieden wir uns an der Gabelung, mal die andere Straße zu nehmen, die Richtung sollte stimmen. Unterwegs kamen wir wieder an eine Gabelung, der Adhar Devi TempelDer Adhar Devi Tempel
Nach endlos erscheinenden 360 Stufen erreicht man den Adhar Devi Tempel. Der Tempel ist durch einen natürlichen Riss im Felsen zu erreichen und in eine Höhle gemeisselt. Er wird auch der Arbuda Devi genannt.
 war rechts angeschrieben. Wir folgten der Straße und kamen schon bald zum Eingang des Tempels. Zumindest zum Anfang der Treppen. Diese zogen sich doch ziemlich hin und immer wenn wir dachten, dieses Tor war der Tempel, ging es weiter aufwärts.
Endlich oben angekommen, hieß es wieder Schuhe ausziehen. Von hier oben hatten wir einen schönen Blick, die Sonne stand schon tief und warf ein angenehmes Licht auf die Umgebung.
Im Tempel herrschte wieder striktes Kameraverbot. Wir gingen nacheinander hinein, einer blieb draußen beim Rucksack.
Der Tempel war sehr stimmungsvoll und ein bisschen mystisch. Man ging durch schmale Felsspalten hindurch, an einem leicht brennenden und stark rauchenden Feuer vorbei, das die Felsen in dichten Qualm hüllte. Um zwei Ecken herum saß ein Mann, der in durchdringendem Singsang aus einem Buch las. Unter einem tiefhängendem Felsen musste man auf allen Vieren durch und kam in eine Grotte. Hier war ein Schrein aufgebaut, ein Priester saß dort und tat irgendwelche priesterlichen Dinge. In der Höhle saßen noch zehn andere Leute und beteten. Beim Rausgehen wurde ab und zu eine Glocke geläutet.
Noch ein paar Stufen weiter oben gab es noch eine kleine Shiva Grotte. Als wir unsere Schuhe wieder anziehen und runtergehen wollten, sah ich noch etwas. Beim näheren Betrachten entpuppte sich das kleine Pflänzchen als Cannabispflanze, die dort in einem kleinen Blumenbeet wuchs.
Runter ging es natürlich leichter als hoch und auch der restliche Weg – schon wieder eine Gabelung – ging bergab. Wir kamen an der Peace Hall und Om Shanti Bawan vorbei. Die Peace Hall konnte besichtig werden, schloss aber 18 Uhr ihre Tore und es war bereits 5 Minuten vor.
Die Straße gabelte sich am See, von hier war es nicht mehr allzu weit bis zu unserem Hotel. Die Luft hatte sich inzwischen ziemlich abgekühlt, zum Abendbrot auf der Hotelterrasse zogen wir uns dann doch Pullover über. Das Essen war gut, aber mit den Gewürzen dürften die Köche ruhig etwas beherzter umgehen.

Freitag, 02.02.07

Mount Abu war das ideale Pflaster für Langschläfer. Morgens war es noch ziemlich frisch, im Bett war man daher sehr gut aufgehoben.
Heute hatten wir nichts Besonderes vor. Eine Bank zum Geld tauschen wollten wir finden, Emails schreiben und eine Zugverbindung nach Jaisalmer buchen, falls es von Abu Road eine geben sollte.
Im Fernsehen wurde gerade ein Spiel der amerikanischen Universitäts-Basketballmannschaften übertragen, Maryland <> Duke University. Es war ziemlich spannend, Maryland hatte die stärkeren Nerven und gewann 85 : 77.
Wir klapperten ein paar Banken ab. Die Bank of Baroda sah nicht nach Bargeldtausch aus und in der State Bank of India war scheinbar Zahltag für die Armee, jedenfalls wimmelte es dort vor Soldaten mit Umschlägen in der Hand.
Also gingen wir erst mal zum Touristenbüro gegenüber des Busbahnhofes, hier gab es kleine Karten von Mount Abu. Über dem Büro war das Reservierungsbüro für Zugfahrkarten. Der Treppenaufgang hinauf lag rechts neben dem Touristenbüro, war recht unscheinbar und mit Autos und Mopeds zugeparkt. Es war von 8 – 14 Uhr geöffnet und zumindest heute ziemlich voll. Da nur ein Schalter geöffnet war und der junge Mann die PC Tastatur per Einfingersuchsystem bediente, dauerte es entsprechend lange. 1 ½ Stunden später und etwa eine halbe Stunde vor Schalterschluss waren wir dann endlich dran und ...
Es gab keinen durchgehenden Zug nach Jaisalmer. Wir müssten erst nach Jodhpur fahren, dort drei Stunden warten und dann mit dem nächsten Zug nach Jaisalmer weiterfahren. Insgesamt wären wir 14 Stunden unterwegs, das war, für diese Entfernung, doch ein bisschen gut gemeint.
Also gingen wir auf dem Busbahnhof nach Verbindungen fragen, ein Bus sollte 7.30 Uhr von Abu Road nach Jaisalmer fahren und das täglich. 6 Uhr fuhr der erste Bus von Mount Abu runter nach Abu Road. Das passte gut, dann also mit dem Bus.
Wir statteten der State Bank of India noch einen Besuch ab, die meisten Soldaten waren inzwischen fertig. Allerdings wurde uns mitgeteilt, dass hier kein Geld getauscht werden könne. Das war merkwürdig, weil draußen stand, dass fremde Währungen akzeptiert würden. Akzeptiert wohl, aber eben nicht getauscht.
Wir suchten eine andere Bank und kamen schließlich zur Union Bank of India, in einer schmalen Gasse des Basars gelegen. Geld tauschen war kein Problem, auch Traveller Schecks hätten sie genommen. Wir wurden von einem ausgesprochen netten Herrn bedient. Wie er selber angab, war er Kugelschreibersammler und interessierte sich brennend für unsere Schreiber. Ob wir nicht tauschen wollten, fragte er. Klar, warum nicht? So gaben wir ihm unsere Stifte und bekamen von ihm einen indischen Kugelschreiber mit integrierter Taschenlampe, cool. Er erklärte uns noch, dass die beiden Wochenendtage Feiertage wären und die Banken geschlossen hätten. Falls wir also noch ein bisschen Geld brauchten, dann jetzt oder erst wieder am Montag. Aber wir hatten genug. Interessant war, dass das Farbenfest erst am Sonntag war, das Holifest aber schon Sonnabend begann. Wir waren davon ausgegangen, dass es ein und dasselbe sei. Nein, ist es nicht, meinte der Herr von der Bank, das Farbfest ist Holi-End. Na, dann wollen wir das mal glauben.
Jetzt hieß es noch, ein Internetcafe zu finden. Im Hotel hatten wir zwar auch die Möglichkeit, aber wir wollten mal die Preise vergleichen. Ein Stückchen weiter die Gasse hoch wurden wir fündig, 30 Rs. die Stunde, gut. Die Verbindung war ziemlich schlecht und äußerst langsam, aber zum Emailen sollte es ja reichen. Nachdem wir alles fertig geschrieben hatten und die Email abschickten, brach die Verbindung zusammen. Was folgte, war die übliche “Cannot find Server“ Fehlermeldung und unsere Email war verschütt gegangen, bevor sie verschickt war. Na schönen Dank, wir waren bedient. Alle Versuche, die Email wiederherzustellen waren vergeblich. Völlig gefrustet über die verlorene Zeit und die Mühe gingen wir zum Hotel zurück. Dort versuchten wir es noch mal und es funktionierte. Das Internet Cafe in der Stadt hätten wir uns schenken können. Wieder was gelernt.
Wir gingen runter zum See, dort gab es einen Bootsverleih. Nicht gerade billig, aber eventuell würden wir uns die nächsten Tage mal etwas sportlich betätigen. Das taten wir im Endeffekt zwar nicht, aber der Wille war da.
Und da wir uns ja, zumindest gedanklich, mit sportlichen Aktivitäten befasst hatten, hielten wir es für angebracht, ein paar Chips für den Abend mitzunehmen. Die Auswahl an Sorten war schier unendlich – die Inder sind wirklich chipsverrückt. Und wie das mit zuviel Auswahl so ist, kann es durchaus mal daneben gehen. Wie sich herausstellte, war unsere Wahl nicht unbedingt der Knüller. Das nächste Mal würde es wieder Indian Masala oder den Klassiker Tomate - Paprika geben.
Unser Hotelchef wies uns darauf hin, dass auf dem Poloplatz eine Veranstaltung stattfinden würde, Musik und Tanz. Also schnell etwas übergezogen und ab zum Platz. Stühle waren aufgestellt und die Bühne beleuchtet, aber noch nichts los, scheinbar waren wir zu früh. Es war zu kalt um zu warten, ob noch etwas passiert, also kehrten wir wieder ins Hotel zurück.
Eine Stunde später ging ich nochmal allein hin, die Veranstaltung war in Gang, gut besucht und wie zu erwarten etwas skurril.
An der Seite auf der Bühne saßen ein Mann und eine Frau, die die jeweiligen Beiträge anmoderierten. Sobald sie fertig waren, kamen die Künstler - zumeist Tänzer und Musiker - auf die Bühne und packten ihre Instrumente aus Reisetaschen aus. Musik- und Tanzdarbietungen wechselten sich ab.
Mein persönlicher Favorit war ein Tanz indischer Frauen. Eine Gruppe von Männern spielte etwas klagende, traurige Lieder, zu denen die Frauen in bunten Saris tanzten. Das war sehr schön und stimmig, bis die Lichtshow dazu gezündet wurde. Ein weißes Blitzlicht zuckte im halbsekündlichen Takt, eine vierfarbige Lichtorgel tauchte die Bühne in schneller Folge in die vier Farben. Dazu projizierte der Prototyp eines grünen Lasers wild zuckende Linien, Zickzacks und Ansätze geometrischer Figuren auf die Bühnenrückwand. Natürlich alles auf einmal und völlig aus dem Takt, so wirkte der Tanz plötzlich eher lächerlich als erhaben und elegant. Aber die Inder mochten es halt bunt und grell. Ein paar Darbietungen lang blieb ich noch da, aber es wurde zunehmend kälter und dieser Auftritt konnte scheinbar nicht mehr übertroffen werden. Also ging ich wieder zurück zum Hotel

Sonnabend, 03.03.07

Heute begann das Holifest, das Fest der Farben, mit dem hier der Frühlingsanfang gefeiert wird. Im Fernsehen waren schon die ersten Farbschlachten zu sehen, die Reporter hatten nichts zu lachen. Hier in Mount Abu wurde man noch nicht behelligt, bis morgen hatten wir noch eine Schonfrist. Trotzdem schauten wir erstmal aus unserem Zimmerfenster: Nein, keine bunten Menschen zu sehen. Auch nach dem Frühstück war die Luft noch rein, im wahrsten Sinne des Wortes.
Heute stand wieder ein bisschen Spazieren und Wandern auf dem Plan. Wir schickten uns an, den See zu umrunden. Unser erster Abstecher galt dem Krötenfelsen (Toad Rock), zu dem Treppen hinter dem Bootsverleih hinauf führten. Nach 150 Stufen war es mit den Treppen vorbei und es ging auf Geröll weiter.
Oben erstreckte sich ein sanft geschwungener Felsen, über dem der Toad Rock thronte. Hier konnte man sich schön niederlassen. Es dauerte nicht lange, da gesellte sich ein kleines Mädchen mit bemerkenswerten Englischkenntnissen zu uns. Sie war sieben Jahre alt und sollte dieses Jahr eingeschult werden, ihre Eltern verkauften hier oben Getränke.
Mount Abu war eine Schulhochburg und genoss einen guten Ruf. Ein Großteil der indischen Ärzte ging hier zur Schule.
Und was wollte die Kleine später werden?
Richtig, Ärztin.
Wir genossen eine Weile den schönen Blick auf den Ort und den Nakki See, dann verabschiedeten wir uns.
Der Weg um den See war sehr ruhig, weil er, wie sich später herausstellte, am Ende für Fahrzeuge gesperrt war. Wir kamen auf Aufstieg zum Sunsetpoint vorbei, 2 km standen angeschrieben. Nein, das war uns jetzt zu weit. Aber das Drehkreuz dort war sehr wichtig, links und rechts waren 1 m Platz zum Vorbeigehen.
Zwei Frauen wuschen im See ihre Wäsche und prügelten weithin hörbar auf sie ein. Am Ende der Strasse angekommen, bogen wir nach links in Richtung Anadra Point ab, auch Ganesh Point genannt. Gleich in der nächsten Kurve hörten wir es wieder klatschen. Ein Blick den Abhang hinunter offenbarte die Wäscherei von Mount Abu. Es gab mehrere Waschsteine und eine ganze Menge Wäsche lag auf den Wiesen und Felsen zum Trocknen ausgebreitet.
Der Weg zum Aussichtspunkt war nicht allzu weit. Dort war ganz schön was los, kein Wunder, die Aussicht war super. Hier war Mount Abu sozusagen zu Ende, der Felsen fiel steil ab und wir hatten einen tollen Blick auf die Ebene. Über dem Aussichtspunkt stand der Ganesh Tempel, rechts neben der Wasserstation führten Treppen hinauf. Oben waren wir, bis auf einen schlafenden Jungen und einen Priester, allein und die Ruhe himmlisch. Der Tempel war wieder aus Marmor und beherbergte eine kleine silberne Ganesh Statue.
Der Rückweg war etwas anstrengender, es ging immer bergauf. Wir gingen weiter um den See und zur Universal Peace HallDie Universal Peace Hall
Die Universal Peace Hall von Mount Abu ist der Hauptsitz der Brahma Kumari, die weltweit über 5000 Niederlassungen verfügen. Es ist eine spirituelle Schule für Yoga und Meditation zur Überwindung der 5 Übel der Welt - Gier, Selbstsucht, Anhaftung, Zorn und Lust hin zur Erlangung von Frieden, Reinheit und Wohlstand.
. Sie stand täglich bis 18 Uhr Besuchern offen, hier wurde nach eigenen Angaben Yoga und Meditation gelehrt. Es sei keine Religion, sondern eine Universität zum Studieren der Seele und des Geistes. Das lassen wir mal unkommentiert so stehen.
Wir beendeten unsere Seeumrundung und kehrten ins vegetarische Ambika Restaurant ein, gleich an der Straße zum See. Dort gab es die obligatorische Pepsi und wirklich gute Burger und Uttapams.
Gleich oben, auf der Kreuzung am Ende der Straße war der Treffpunkt der Rikschafahrer. Nur, dass die Rikschas hier so eine Art hartgummibereifte Bollerwagen aus Metall waren und von ihrem “Fahrer“ laut scheppernd durch die Gegend geschoben wurden. Es war schon etwas seltsam anzusehen, wie sich ganze Familien darin schieben ließen. Es war weder schneller noch komfortabler, als zu Fuß zu gehen.
Wir ließen uns auf einer Bank am See nieder und von der untergehenden Sonne bescheinen. Von hier hatten wir einen guten Blick auf das Gewühl auf dem Steg des Bootsverleihs auf der anderen Seite des Sees. Das schwimmende Restaurant dort hieß Titanic, es war also die richtige Entscheidung nicht dort raufzugehen, die Geschichte der Titanic dürfte ja allgemein bekannt sein. Nur, dass wir uns auf dem Nakki See keine Eisberge vorstellen konnten.
Beim Bootsverleih gab es neben Tretbooten und Ruderbooten auch Gondeln zu leihen. Übrigens rudert die indische Durchschnittsfamilie nicht selbst, sie mietet den Ruderer gleich mit und lässt rudern. Und wer es dann noch romantisch mochte, nahm sich auch noch einen Musiker mit auf die Fahrt.
Selbst hochoben auf unserer Bank sitzend, wurden wir von vorbeifahrenden Leuten auf den Booten fotografiert und lautstark angerufen, woher wir denn kämen. Schon etwas seltsam, die Inder.
Und während wir dort so saßen und die Leute beobachteten, kam aus dem Ort ein Motorradfahrer des Wegs, hielt neben unserer Bank, stieg ab, warf eine Tüte Müll in den See und fuhr wieder zurück. Was sollte man dazu noch sagen.
Abends wurden überall im Ort Feuer entzündet, damit sollten die Wintergeister vertrieben und das Holifest eingeläutet werden. Natürlich brannten die Feuer mitten auf den Strassen, wen interessierten hier schon der Verkehr oder der Strassenbelag?
Wir beschlossen den Abend bei Bier, Chips und Fußball - Liverpool gegen Manchester United. Es war ein Superspiel, beide Mannschaften schenkten sich nichts. Liverpool war überlegen, bekam aber den Ball nicht ins Tor. Und was passiert dann, wenn man gegen ManU spielt? Genau, Manchester schießt in der Nachspielzeit das 1 : 0 und gewinnt mit 10 Mann, nachdem Scoles kurz vor Schluss vom Platz gestellt wurde. So konnte Sir Alex Ferguson mal wieder jubeln, der Mann war wohl auch schon zur Gründungszeit dort Trainer.

Sonntag, 04.03.07

Heute war es soweit, das Holifest sollte in seine farbige Phase eintreten und die Leute sich gegenseitig mit Farbpulvern bewerfen. Ich war schon früh wach, was aber weniger an der Aufregung, als an dem ständig bellenden Hund nebenan lag. Ein Blick aus der Tür zeigte vier ziemlich bunte junge Männer, na dann mal los.
Ich zog mir mein, extra für diesen Tag mitgenommenes, weißes T-Shirt und die Hose aus Pushkar über, schlüpfte in meine Badelatschen und ging mal die Lage sondieren. Die Männer waren weitergegangen und niemand war zu sehen oder zu hören. Hm, sollte hier in Mount Abu vielleicht gar nichts los sein? Ich schwankte zwischen Enttäuschung und Erleichterung. Eigentlich wollte ich auch ordentlich bunt aussehen, andererseits war im Fernsehen schon reichlich aus den Großstädten zu sehen und das war doch ziemlicher Schweinkram.
Ich ging zur Ecke runter, dort am Kiddies Corner war eine Schar Kinder mit Wasser und Farbpulver aktiv und bewarf und beschoss vorbeifahrende Autos. Scheinbar war ich, als fast komplett weiß gekleideter Ausländer, eine Tabuzone. Alle sahen mich an, aber keiner traute sich. Als ich vorbei war, fassten sie sich ein Herz: eine rosafarbene Dusche und grünes Farbpulver auf dem Shirt waren das Ergebnis. Ich ging weiter und traf am Poloplatz auf eine Horde junger Leute, die schon mächtig verziert waren. “Wait please ...“ Drei Sekunden später wurde ich mit sämtlichen Farben bombardiert, umarmt und Bruder genannt. Natürlich gehörte ”Happy Holi” zu den Wünschen für den weiteren Weg. Für ein Foto holte ich sie nochmal zusammen, bevor sie johlend weiterzogen.
Auf dem Rückweg kam ich wieder bei Kiddies Corner vorbei, bei meinem jetzigen Aussehen wurde ich prompt herangebeten und mein Gesicht gründlich mit nassen Farben eingeschmiert.
Zurück im Hotel war auch hier der Farbrausch ausgebrochen, die Cheffamilie ging mit gutem Beispiel voran und die meisten Gäste ließen sich etwas verzieren. Eine Truppe trommelnder Tänzer veranstaltete einen Heidenlärm im Hof und Steffi begrüßte mich: “Bist Du wahnsinnig? Du siehst aus wie ein Osterei!“. Ein Blick in den Spiegel bestätigte dies.
Eigentlich wollten wir jetzt frühstücken, doch die Farborgie auf dem Hotelhof artete ordentlich aus, so dass an Essen nicht zu denken war. So langsam sah Steffi auch bunt aus, ebenso wie zwei Schweizer Mitstreiter und ein bayrischer Landsmann. Mit ihnen taten wir uns zusammen, um eine Runde durchs Dorf zu drehen und mit den Leuten ein wenig Farbe auszutauschen.
Es begann zuerst etwas verhalten, bis wir auf größere Gruppen bunter Inder trafen und uns gegenseitig mit frischer Farbe versorgten. Das Bewerfen und Umarmen sorgte dafür, dass wir nach kurzer Zeit alle Farben in mehreren Schichten auf Haut und Sachen trugen. Ein bisschen Schade war, dass viele Inder nicht mitmachten.
Alle zusammen gingen wir zum Krötenfelsen hinauf, um dem Mädchen einen Besuch abzustatten. Die beiden Schweizer - Mike und Chanti – hatten sie gestern auch kennengelernt und ihr versprochen, mal vorbei zu schauen. Sie war auch sichtlich erfreut, wir tranken Tee zusammen und nahmen sie und ihren kleinen Bruder mit auf unsere Tour.
Wir zogen zum Basar, um noch Farben zu kaufen. Die Kleine wusste, wo und so deckten wir uns noch mit ein paar Tüten Rosa, Gelb, Grün und Blau ein. Durch die Gasse lief ein Bach mit roter Farbe, Musik und Gejohle klang zu uns herüber. Es war eine Meute Männer, die sich abwechselnd gegenseitig in einen riesigen Topf mit farbigem Wasser warfen. Natürlich wurden auch wir gebeten, doch näher zu kommen ...
Wir lehnten dankend ab, die Jungs waren nicht mehr ganz alleine und mit Sicherheit wäre einer von uns auch im Topf gelandet. Also wieder zurück und noch ein bisschen mit den Leuten am See gefeiert.
So zwischen 1 und 2 Uhr war die Schweinerei vorbei, die Läden machten wieder auf und ein Teil der Leute wusch sich die Farbe bei einem Bad im See wieder ab, das Wasser war rot.
Wir brachten die beiden Lütten wieder zurück, verabredeten uns für später nochmal und kehrten zum Hotel zurück. Der Chef bedachte uns mit einem “Oh, very nice!“, ein Blick in den Spiegel erklärte seine Aussage – Steffi war kunterbunt, während bei mir das Rot stark überwog und ich wie nach einem Schlachtfest aussah. Die warme Dusche ließ den Großteil der Farbe wieder verschwinden, irgendwie auch schade, so würden wir vermutlich nie wieder aussehen.
Wir aßen eine Kleinigkeit im Hotel und holten die beiden Kleinen nochmal ab. Eis essen und ein bisschen ziellos umher laufen stand auf dem Programm. Ein letztes Mal lieferten wir sie ab und verabschiedeten uns, dann setzten wir uns im Hotel noch auf ein paar Bier und zur Tagesauswertung zusammen. Wie sich herausstellte, reisten morgen alle ab, Mike und Chanti wollten nach Udaipur und Moritz mit in unsere Richtung nach Jaisalmer.
Wir bezahlten noch unser Zimmer, morgen früh wollten wir uns damit nicht mehr befassen müssen.

Montag, 05.03.07

Heute war es mit dem Langschlafen vorbei, kurz nach 4 Uhr klingelte der Wecker. Halb 6 Uhr waren wir abmarschbereit und pilgerten zum Busbahnhof. Das Kartenhäuschen öffnete 10 Minuten vor 6 Uhr, der Bus nach Abu Road fuhr pünktlich 6 Uhr ab. Gegen 7 Uhr waren wir dort, kauften Karten für den Bus nach Jaisalmer und fuhren 7.30 Uhr ab.
Die Route führte über Barmer. Nach zwei Stunden Fahrt ging die Straße in eine wirklich üble Schlaglochpiste über, Löcher in allen Größen und Tiefen wechselten sich ab. Der schon etwas klapperige Bus ächzte, stöhnte und schepperte laut vor sich hin. Wir hofften, dass er die Fahrt durchhalten möge.
Bei der Durchfahrt durch eine wassergefüllte Senke bekam ich nasse Füsse und Hosen, was an dem fehlenden und notdürftig abgedeckten Stück Bodenblech lag, durch das man einen guten Blick auf die Straße und locker schlackernde Fahrzeugteile hatte, die hoffentlich nicht so wichtig waren.



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Mount Abu-Bilder




Umgebung



Hütte



Delwara Tempel



Neminath



Vimala Vasahi



Neminath



Neminath - Kuppel



Detail



Detail



Universal Peace Hall



Toad Rock



Weg zum Sunsetpoint



Affe am Nakki See



Wäscherei



Ende



Ganesh Tempel



Schlafender Junge



Kuh



Rikscha



Rikscha



Springbrunnen



Mond



Holifest - Feuer



Holifest - Feuer



Holifest - Farben



Holifest - Farben



Holifest - Farben



Trommler



Holifest - Frauen



Holifest - Kinder



Holifest - Junge



Holifest - Unterwegs



Holifest - Wir unterwegs



Holifest - Jungs



Holifest - Steffis Hände



Bus in Abu Road



India's Magic Masala