Agra & Fatehpur Sikri



Mittwoch, 21.02.07

Wir kamen fast pünktlich in Agra an, die Sonne schien und es war spürbar wärmer als in Amritsar. Da es ab und zu mal Engpässe bei den Zugfahrkarten geben konnte, gingen wir gleich ins Reservierungszentrum (aus dem Bahnhof raus und rechts), um Karten für die Weiterreise zu kaufen. Nach längerem Überlegen entschieden wir uns für eine Weiterfahrt am Sonnabendmorgen nach Jaipur.
Dann folgten wir einem Taxifahrer, der uns erklärte, er würde uns für 50 Rs. zu jedem Hotel in Agra fahren. Hier in Agra gab es ein Prepaidsystem für Taxis. Man gab an, wohin man wollte, zahlte seinen Preis, ging mit der Quittung zu einem Taxi und wurde zu seinem Ziel verfrachtet. Unser Preis betrug nun aber plötzlich 150 Rs. Wir fragten wie das wohl sein könne, uns wurden schließlich 50 Rs. als Preis genannt Ja, aber unser gewähltes Hotel wäre ja in einem ganz anderen Viertel. Aber das Viertel gehörte ja nun mal zu Agra und der Fahrer hatte groß erklärt, für 50 Rs. zu jedem Hotel zu fahren. Nein, das galt nicht für dieses Viertel. Steffi nahm die Quittung, packte sie dem verdutzt dreinschauenden Prepaidmann aufs Pult und sagte energisch: “No, thats to much.“ Der Taxifahrer nahm sie und drückte sie mir in die Hand, ich tat es Steffi gleich und wir gingen. Im Endeffekt wollten wir ja auch kein Taxi, sondern ein Tuk Tuk. Davon gab es genug, wir fuhren für 60 Rs. zum Shah Jahan Hotel. Natürlich hätten wir noch handeln können, aber wir fanden den Preis für die Entfernung gerechtfertigt.
Wir waren keine 200 Meter weit gekommen, da blieb unser Tuk Tuk stehen und wollte nicht mehr. Einer der beiden Fahrer – okay, es fuhr nur einer und der andere schwatzte – lief wieder zurück, während der andere bei uns blieb und erklärte, das wäre kein Problem, sein Kumpel würde ein anderes Tuk Tuk holen. So war es dann auch, kurze Zeit später tauchte er mit einem Ersatz auf. Unser Gepäck wurde umgeladen und jetzt hatten wir nur noch einen Fahrer, der andere musste ja das andere Tuk Tuk wegschaffen.
Im Shah Jahan nahmen wir ein Zimmer im obersten Geschoss, es war geräumig und sauber und kostete 450 Rs. pro Nacht. Von der Dachterrasse hatte man einen schönen Blick auf das Taj MahalDas Taj Mahal
Der im 17. Jahrhundert herrschende Großmogul Shah Jahan ließ das Grabmahl für seine 1631 gestorbene Lieblingsfrau Mumtaz Mahal erbauen.
Glaubt man der Legende, wollte Shah Jahan für sich das gleiche Bauwerk aus schwarzem Marmor auf der anderen Seite des Flusses Yamuna errichten lassen. Dazu kam es aber nicht mehr. Sein Sohn Muhammad Aurangzeb Alamgir entmachtete ihn und sperrte ihn im Roten Fort von Delhi ein. Dort verbrachte er den Rest seines Lebens und wurde 1666 im Taj Mahal neben seiner Frau beigesetzt.
, das machte Lust auf mehr.
Nachdem wir die Formalitäten erledigt hatten – da sag mal noch einer, die Deutschen seien Bürokraten, die Inder können es viel besser – inspizierten wir ein wenig die Gegend. Unser Hotel war so ca. 200 Meter vom Südtor des Taj Mahal entfernt. Allerdings war die Straße dorthin eine Sackgasse, die wirklich nur ins Taj Mahal führte. Wir kauften ein paar Postkarten und gingen zum Osttor. Dieser Straße konnten wir bis zum Fluss folgen und hatten dort den ersten schönen Blick auf das unglaubliche Taj Mahal.
Wir gingen denselben Weg wieder zurück. Hier an der Ostmauer saßen die Steinmetze und bearbeiteten die roten Sandsteinplatten, aus denen das Taj Mahal - bis auf das Grabmal selbst - bestand.
Schräg gegenüber unseres Hotels gab es einen Bier- und einen Schnapsladen. Dem Bierladen statteten wir einen Besuch ab und nahmen ein Kingfisher für 65 Rs. und ein Kingfisher Strong für 80 Rs. mit. Dann war Siesta angesagt.
Am frühen Abend gingen wir auf die Terrasse, um ein wenig zu essen und zu trinken und den Sonnenuntergang zu sehen.
Ringsum auf den Dächern wurden mit lautem Pfeifen, Rufen und Knallen Tauben nach Hause dirigiert und noch ein wenig trainiert.
Wir kosteten das Bier, es schmeckte ziemlich scheußlich. Kingfisher würde wohl nicht unser Lieblingsbier werden.
Steffi verabschiedete sich dann aufs Zimmer, ich blieb noch, um die Tagesgeschehnisse im Büchlein festzuhalten.
Eine Zeit lang war ich allein, dann gesellte sich unser Zimmernachbar zum Abendessen auf die Terrasse. Wir kamen ins Gespräch, er kam aus der Nähe von Tokio, war Kunststudent für Bildhauerei und für 4 Wochen in Indien. Er war alleine unterwegs und hatte in dieser Zeit einiges vor.
Wir redeten noch ein bisschen über Fußball, die vergangenen WM’s in Japan/Korea und Deutschland und die blöde Zeitverschiebung. Sein Essen kam und ich schickte mich an, aufs Zimmer zu gehen. Plötzlich drang Lärm und Getöse die Gassen hinauf, das machte mich neugierig und ich ging der Sache auf den Grund.
’Das konnte doch nur eine ...’
In diesem Moment bog ich um die Ecke und war schon mittendrin im Spektakel.
’...Hochzeit sein.’
Genau so war es, zumindest der Beginn. Es war ein bizarrer Anblick und eine absolute Folter für die Ohren. Ich stopfte mir schnell etwas Zellstoff in Selbige, der Lärm war fast unerträglich. Zwar machten sich ein paar Inder darüber lustig, aber das war mir mein Gehör allemal wert.
Es war eine Art Festzug aufgestellt. Vorn stand ein Tuk Tuk mit Scheinwerfern und Lautsprechern, die die Szene mit Licht und Ton fluteten. Links und rechts standen uniformierte Lampenträger, die alle durch Kabel miteinander verbunden waren, es waren schließlich elektrische Lampen. Am Ende saß der Bräutigam auf einem geschmückten, weißen Pferd, das bemerkenswert ruhig blieb. Entweder war es schon taub und blind, oder es hatte inzwischen schon ein dickes Fell. Hinter dem Bräutigam war ein ziemlich großes, blinkendes Lampenfeld aufgestellt, das an Rummel und Jahrmarkt erinnerte.
Und wo kam der ganze Strom her? Von einem Tuk Tuk hinter dem Lampenfeld mit einem laut knatternden, riesigen Stromaggregat auf der Ladefläche.
Zwischen Bräutigam und Beschallungstechnik tummelten sich Musiker und es sprangen und tanzten Inder im Kreis, sprühten Konfetti aus Dosen und wedelten mit Geldscheinen. Ich machte einen Touristen darunter aus, der sich ziemlich zum Obst machte und mit den Einheimischen herumhopste. Dann setzte sich der Zug in Bewegung und zog durch die Gassen. Ich ging eine Weile mit, bis mir bedeutet wurde, dass es nun reicht und meine Teilnahme nicht mehr erwünscht sei. Etwas verwundert über die plötzliche Ausladung folgte ich der Aufforderung, ich kannte mich mit den Bräuchen ja auch nicht aus.
Also ging ich wieder zurück, erzählte Steffi, was sie verpasst hatte und machte mich bettfertig. Schon fast im Bett, hörte ich erneut die laute Musik und ging noch mal auf die Terrasse. Dort unten stand wieder ein Hochzeitszug, nicht derselbe, aber sehr ähnlich. Ich sagte Steffi Bescheid, wir zogen uns schnell etwas über und gingen runter.
Diesmal saß der Bräutigam auf einem hohen Wagen, ansonsten sah alles fast genauso aus. Wir machten ein paar Fotos, dann wurden wir aufgefordert, doch näher zu kommen ...
Es war ein Fehler, dem nachzukommen, jetzt kam unsere Obstzeit. 1,2 fix war ich umringt und wurde aufgefordert, mit den anderen Leuten zu hopsen, zu tanzen und mit den Armen zu fuchteln. Als wenn das nicht genug wäre, hielt ein Kameramann mir die Linse immer direkt vor die Nase. Jetzt kam mir der Gedanke, dass sich der andere Tourist vielleicht nicht ganz freiwillig zum Obst gemacht hatte.
Nach mir war Steffi dran. Als einzige Frau unter Männern hatte sie mein aufrichtiges Mitgefühl. Dann mussten wir beide noch mal zugleich mit Geld rumwedeln, unter lautem Gejohle der Anwesenden, während der Bräutigam mit ernster Miene und sehr würdevoll auf seinem Wagen saß. Irgendwann wurde die Kamera abgeschaltet, scheinbar hatte der Kameramann genug ungelenkes Touristengezappel aufgenommen. Noch ein paar Fotos, dann wurde uns gedankt und wir durften wieder gehen, weil der Tross sonst wohl nicht mehr vorwärts gekommen wäre.
Jetzt aber schleunigst ins Bett, morgen früh 5.30 Uhr klingelt der Wecker und es war schon wieder 23 Uhr.

Donnerstag, 22.02.07

Der Ruf der Muezzine ließ uns etwas früher erwachen. Das war ja nicht weiter wild, heute wollten wir ja sowieso früh in Gang kommen, um rechtzeitig am Taj Mahal zu sein.
Unser Tagesrucksack war ziemlich voll geworden, wir gingen davon aus, dass wir den ganzen Tag dort bleiben würden.
6.30 Uhr war es draußen schon ziemlich hell, wir machten uns auf den Weg zum Südtor. Die Gassen waren um diese Zeit noch menschenleer, schon von weitem sahen wir, dass das Tor geschlossen war. Hm, na egal, es gab ja noch zwei andere. Also weiter zum Osttor, den Weg kannten wir ja schon. Das Osttor war geöffnet, wie die Menschentraube dort verriet. Wir kauften uns Eintrittskarten für 500 Rs. plus irgendeine Steuer 250 Rs., also 750 Rs. pro Person. Das war ziemlich teuer, wenn man bedachte, dass Einheimische nur 20 Rs. bezahlen mussten. Die Touristen wurden hier wirklich ordentlich über den Tisch gezogen.
Mit diesen Karten hatte man am Tag des Erwerbs noch Zutritt zum Roten Fort, Fatehpur Sikri und ein paar weiteren Sachen. Sehr witzig, wie sollte man das wohl nutzen können.
Außerdem hatte man Anspruch auf eine kleine Flasche Wasser und ein paar Überzieher für die Schuhe, die man sich an einem kleinen Stand neben Kartenschalter abholen konnte.
Okay, dann mal rein. Frauen mussten sich links und Männer rechts anstellen, wegen der Kontrollen. Bei Steffi ging es schneller, doch die Kontrolleurin meinte, der Rucksack wäre zu groß, nur kleine Taschen wären erlaubt. Wir sollten ihn rechts neben dem Eingang an der Gepäckaufbewahrung abgeben. Sehr lustig, da war alles drin, die Fotoapparate, Filme, Wasser, Mützen, Reiseführer, Pässe, Essen usw. Sollten wir uns das alles in die Hosentasche stecken? Der Frau war es egal, so kamen wir nicht rein.
Na ganz toll. Da standen wir extra früh auf, um die vielgepriesene morgendliche Ruhe mitzunehmen und nun durften wir nicht rein, weil unser kleiner Rucksack zu groß war. Egal, Steffi blieb mit Rucksack dort, ich schnappte mir eine Rikscha zum Hotel und holte Steffis kleine Tasche, die hoffentlich klein genug für die Kontrolleure war. Das Wichtigste würde reinpassen und der Rest müsste eben draußen bleiben.
Als ich wieder kam, sah Steffi ziemlich bedient aus und meinte: “Da sind schon genug Leute mit Rucksack reingegangen. Vielleicht kann die ja mein Gesicht nicht leiden.“
Oh, Willkür, das hatten wir bis jetzt noch nicht. Tatsächlich konnte man noch einige Leute mit Rucksack drinnen rumspazieren sehen, die aber meistens einen indischen Führer dabei hatten. Anscheinend wurde hier mit zweierlei Maß gemessen. Da sahen wir wieder zwei Leute mit Rucksack ankommen, unsere Chance. Einen Teil des Krams hatten wir in Steffis Tasche gepackt, mit der Steffi ohne weiteres durch die Kontrolle kam. Na mal sehen.
Der erste Tourist mit Rucksack wurde kontrolliert und durfte rein, der Zweite ebenfalls. Na dann los.
Der Kontrolleur sah meinen Rucksack, bedeutete ihn abzusetzen, befummelte ihn kurz und meinte, das wäre nicht erlaubt. Ich sah ihn entgeistert an. Wie bitte?
“Die anderen Beiden durften auch durch“ sagte ich energisch.
„Die waren anders“ meinte er, “den Rucksack müssen sie draußen abgeben.“
So schnell gab ich mich nicht geschlagen. Der junge Mann, der vor mir kontrolliert wurde, setzte seinen Rucksack gerade wieder auf. Ich hielt unseren daneben, dieselbe Größe.
“Es ist genau dasselbe“ sagte ich noch etwas lauter und verärgert. Der Kontrolleur blickte etwas verwirrt hin und her, während der andere Rucksack sich entfernte.
“Open it“ sagte er und deutete auf einen Tisch. Von mir aus auch das.
Er wühlte darin herum, förderte eine ganze und eine angefangene Packung Kekse zu Tage und meinte: “Nur Eine ist erlaubt.“
Pfff, das gab es doch gar nicht, so langsam wurde es lächerlich. Aber von mir aus konnte er die angefangene Packung haben. Nachdem er die Wühlerei beendet hatte, meinte er, jetzt könnte ich den Rucksack abgeben, es wäre ja nichts Wichtiges drin.
Hä, was war denn das nun wieder? Er durchwühlte den Rucksack um festzustellen, dass er harmlos ist und deshalb musste ich ihn abgeben? Ich erklärte ihm, dass da durchaus eine Menge wichtiger Sachen drin wären und ich mir die bestimmt nicht in meine zwei Hosentaschen stecken konnte. Er zögerte, dann machte er eine undeutbare Handbewegung. Ich packte die Kekse wieder ein, schnappte mir den Rucksack und ging hinein. Die ersten Meter wartete ich noch auf einen Ruf, aber der kam nicht. Mann, Mann, Mann, was für ein Drama. Aber endlich waren wir drin, die Sonne versteckte sich noch hinter Wolken, wir hatten noch nicht viel verpasst.
Wir gingen auf das große Eingangsportal zu, der Blick hindurch ließ schon ahnen, was uns erwartete. Der weiße Marmor schimmerte zart durch den morgendlichen Dunst. Je näher wir dem Eingang kamen, desto mehr nahm es Gestalt an, bis es schließlich komplett zu sehen war – das Taj Mahal. Wir durchschritten das Tor und da stand es in seiner ganzen Pracht. Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten den hellen Marmor, der dünne Nebelschleier ließ es unwirklich erscheinen, wie auf Pergament gemalt. Ringsum klickten und surrten die Kameras, nur zu gut verständlich, so ein Bild möchte man nie mehr vergessen.
Auch wir machten begeistert unsere Fotos und bewegten uns langsam in Richtung Grabmal. Je näher wir kamen, desto mehr wurde uns die Größe bewusst. Es war gewaltig und so elegant gebaut, dass es schön und fast zerbrechlich wirkte. Ein wahres Meisterwerk.
Wir nahmen uns ausgiebig Zeit, um es zu bestaunen. Drinnen waren wir nur kurz, es war schummrig und die Luft war schlecht. Okay, für so viele Menschen wurde es ja auch nicht gebaut. Sehr bemerkenswert innen war die aus Marmor geschnitzte Grabumfassung, ein feines Gitter mit schönen Blumen aus eingelegten Steinen.
Draußen gab es auch jede Menge Details zu bewundern, deren Aufzählung hier zu weit führen würde. Kurzum: Das Taj Mahal ist das schönste Bauwerk, dass wir je gesehen haben und wir können uns kaum vorstellen, dass es noch etwas Schöneres gibt.
Links und rechts des Taj Mahal befanden sich noch eine Moschee sowie eine Kopie derselben, um die Symmetrie zu wahren. Sie waren aus rotem Sandsein gebaut und auch sehr sehenswert.
Ein Museum befand sich auch auf dem Gelände, es kostete 5 Rs. Eintritt, weshalb wir auch nicht reingegangen sind. Davon abgesehen interessierte es uns nicht sonderlich. Es ging aber auch ums Prinzip. Als ausländische Touristen bezahlten wir schon den 37,5 fachen Preis, da dürfte das Museum ruhig inklusive sein.
Wir hielten uns bis zum Nachmittag auf dem Gelände auf, dann wurde es Zeit für etwas richtiges zu essen und wir gingen durch das inzwischen geöffnete Südtor hinaus.
Wir aßen auf unserer Hotelterrasse, schrieben noch ein paar Postkarten und den Tagesbericht. Als es dunkel war, klangen wieder die Trommeln hinauf – Hochzeit. Aber heute wollten wir uns nicht zum Obst machen, das durften andere übernehmen. Es stand noch Wäsche waschen auf dem Programm, ein bisschen lesen und Licht aus. Licht wieder an, Ohrstöpsel gesucht, Licht wieder aus. Gute Nacht.

Freitag, 23.02.07 - Fatehpur Sikri

Heute wollten wir nach Fatehpur SikriFatehpur Sikri
Die ehemalige Reichshauptstadt wurde Ende des 16. Jahrhunderts ca. 40 km südwestlich von Agra erbaut. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt aus Wassermangel aufgegeben.
Die Überreste des Palastkomplexes können gegen Eintritt besichtigt werden, der Eintritt in die Jami Maschijd Moschee mit dem Marmormausoleum von Scheich Salim Chishti ist kostenlos.
Scheich Salim Chishti war Lehrer des Chishti Ordens und spielte eine maßgebliche Rolle bei der Gründung von Fathepur Sikri.
 fahren. Es war von Agra etwa 40 km entfernt und müsste gut mit dem Bus zu erreichen sein. Der Bus sollte alle halbe Stunde vom Idgah Busbahnhof abfahren.
Da heute Freitag war und Freitag bei den Moslems hier als Feiertag galt, war es bemerkenswert ruhig auf den Strassen. Nur der Gestank war heute fast unerträglich. In den Grund dafür sind wir beim Verlassen des Hotels beinahe reingetreten. Heute wurde scheinbar die offene Kanalisation von Müll und Schlamm gereinigt. Der Kram lag überall auf den Strassen und stank buchstäblich zum Himmel. Aber es war auch schon jemand mit einem Wagen unterwegs, um den Dreck aufzuladen. Wenn man hier von einem Wagen spricht, kann man das getrost wörtlich nehmen. Hier gehören Ochsenkarren und Pferdegespanne zum Alltag, auch Kamele werden als Zugtiere „missbraucht“. Sie scheinen erstaunliche Kräfte zu besitzen, wie man an den hochbeladenen Wagen dahinter gesehen hat.
Auf dem Busbahnhof war wenig los, die Stationsmeisterin erklärte uns in makellosem Englisch, dass der nächste Bus in 20 Minuten abfahren und die Fahrt 22 Rs. pro Person kosten würde.
Der eingesetzte Bus war eher winzig, entsprechend voll wurde er. Der Fahrer hatte auf dem Armaturenbrett einen kleinen Shiva-Schrein aufgebaut und wir hofften, dass er das mit Shiva nicht auf seinen Bus und den Fahrstil bezog. Schließlich galt ShivaShiva
In den hinduistischen drei Aspekten des Göttlichen - Trinität oder Trimurti - mit Brahma dem Schöpfer und Vishnu dem Erhalter, gilt Shiva als der Zerstörer. Durch seinen Feuertanz symbolisiert er den Kreislauf der Zeiten mit Zerstörung und Schöpfung und gilt auch als Gott der Ekstase.
Außerhalb der Trinität verkörpert er aber ebenso Erhaltung und Neubeginn.
Sein Reittier ist der Stier (Nandibulle).
 unter anderem als der Zerstörer. Unsere Hoffnungen erfüllten sich, er war für indische Verhältnisse ein besonnener Fahrer. Die Fahrt dauerte 1 ¼ Stunden und es wäre sicherlich schneller gegangen, wenn es nicht desöfteren Staus gegeben hätte, deren Gründe dämlicher kaum sein konnten.
Es wurde halt einfach auf der Straße geparkt. Gut, das ist nichts Ungewöhnliches, aber wenn Tuk Tuks, Mopeds und LKW’s die Straße in drei Reihen zuparken, und das von beiden Seiten, bleibt nun mal nicht mehr viel Platz zum Fahren.
Auf dem Busbahnhof von Fatehpur Sikri angekommen, hatten wir einen schönen Blick auf die Jami Masjid Moschee und die Müllberge davor. Der kurze Aufstieg zur Moschee führte durch Selbige. Nein danke, wir gingen lieber den längeren Weg entlang der Straße. Oben angekommen, hieß es mal wieder Schuhe ausziehen. Ein paar Jungen hatten sich ein kleines Geschäft damit aufgebaut, gegen einen freiwilligen Beitrag in selbst zu wählender Höhe auf unsere Schuhe aufzupassen Es gab sogar eine selbstgebastelte Marke, da konnten wir nicht mehr widerstehen, obwohl es sicherlich auch ohne Aufpasser gut gegangen wäre.
Ein junger Mann mit blauem Hemd hatte sich zu uns gesellt und fing an, uns alles zu erklären. Wir sagten ihm, dass wir gern allein wären. Er erwiderte, dass es ja nichts kosten würde, er sei Student und kein Guide usw. Na sicher doch.
Es dauerte eine Weile bis er ging, allerdings nicht ohne zu bitten, zum Schluss am Verkaufsstand seiner Eltern vorbeizuschauen. Kaum waren wir ihn los, kam schon der Nächste – im blauen Hemd – mit derselben Geschichte zu uns. Aber dann hatten wir endlich unsere Ruhe. Leider ging es Steffi inzwischen ziemlich schlecht, ihr war schon am Morgen nicht so besonders gut gewesen. Fast hätten wir unseren Ausflug gestrichen, dann ging es doch. Mehr oder weniger. Aber jetzt war sie platt, scheinbar brütete sie irgendetwas aus. Wir kürzten unsere Besichtigung ab und beließen es bei der Moschee.
Der Bus zurück war größer und auch nicht so voll, die Fahrt etwas entspannter. Wieder zurück in Agra ließen wir uns zu einem Tuk Tuk “schleppen“, das brachte dem Schlepper 10 Rs. vom Fahrer, unser Fahrpreis war derselbe wie auf der Hinfahrt.
Zurück im Hotel verschwand Steffi unter der Dusche und dann im Bett, ich ging die Post suchen und noch ein bisschen Kram kaufen. Die Post war dicht dran, nur zwei Gassen weiter. Dann noch Wasser, Pepsi und Bier gekauft, diesmal wurde es Fosters für 75 Rs. War zwar nicht besonders aufregend, aber nach dem letzten Reinfall wollte ich mal ein Bier trinken, von dem ich wusste, dass es schmeckt.
Ich ging noch eine ausgiebige Runde spazieren, vorbei am Westtor des Taj Mahal, einem angrenzenden Park mit jeder Menge Affen und durch die Gassen wieder zurück zum Hotel. Ich habe mich nicht verlaufen.
Steffi schlief, ich ging das Zimmer bezahlen, eine Rikscha für morgen früh organisieren, die Sache mit unserem Zugfahrschein klären und Emails schreiben.
Unsere morgigen Zugfahrkarten nach Jaipur kamen uns spanisch vor. Sie sahen anders aus und hatten keine Platz- oder Wagennummern, dafür aber irgendwelche anderen Nummern und Zahlen. Ich fragte unseren Hotelchef und der erklärte es.
“Das sind Reservierungen und keine Fahrkarten. Die Nummern sind die einer Warteliste. Aber da die Karten schon am 21.02. gebucht wurden, kein Problem. Im Bahnhof rechts wird ein Aushang mit den Reservierungsnummern und euren Namen sein, dort könnt ihr dann eure Platz- und Wagennummern erfahren.“ Na dann, seine Worte in die Ohren der Götter.
Packen wollten wir morgen früh, Steffi schlief schon und ich auch bald.

Sonnabend, 24.02.07

4 Uhr riss uns der Wecker aus dem Schlaf, es war doch ganz schön früh. Die Routine beim Packen hatten wir so langsam, eine Stunde später waren wir abreisefertig. Wir hatten eine Mopedrikscha bestellt, da um diese Zeit noch keine Fahrer auf den Straßen unterwegs fahren. Der Fahrer war pünktlich da und fuhr uns zur Agra Fort Station, von der unser Zug fahren sollte. In der Halle hingen die Namen, Wagen und Sitzplätze der Wartelisten aus, unsere Namen waren dabei, sehr schön. Dann fragten wir am Schalter, welchen Bahnsteig wir nehmen mussten. Die Antwort war ernüchternd, unser Zug hatte zwei Stunden Verspätung. Schön, das wir so früh aufgestanden waren. Also suchten wir uns eine Bank etwas abseits des Trubels, hüllten uns in unsere Decken ein – es war doch noch ziemlich frisch – und warteten.
Natürlich kam es, wie es kommen musste. Alle halbe Stunde kam eine Durchsage, dass sich unser Zug um weitere 30 Minuten verspäten würde.
So sahen wir einige Züge und viele Menschen kommen und gehen, witzigerweise war darunter ein Zug, der vier Stunden nach unserem Zug auch nach Jaipur fahren sollte, uns aber zu spät war. Jetzt fuhr er früher.
Ein paar Ratten, Affen und Streifenhörnchen tollten auf den Bahnsteigen herum. Wir machten es uns beim Warenlager bequem, beobachteten die Leute - und sie uns - und lasen ein bisschen.
Der Tee hier wurde in tönernen Einwegbechern ausgeschenkt, die nach Gebrauch auf den Gleisen zertöppert wurden. Wir unterhielten uns ausgiebig mit einer norwegischen Quasselstrippe mit Wurzeln in Stade und Nordhausen. Er war fünf Wochen in Indien, die ersten beiden davon mit seiner Mutter, danach wollte er allein Richtung Süden ziehen. Viel Glück.
Aus den zwei Stunden wurden drei, aus den drei schließlich vier und exakt fünf Stunden später fuhr unser Zug doch tatsächlich los.


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Agra-Bilder




Busbahnhof



Taubenzüchter



Am Fluss - Fähre



Am Fluss



Am Fluss - Taj Mahal



Hochzeit - Bräutigam



Hochzeit - Umzug



Hochzeit - Lampenträger



Hochzeit - Licht & Ton



Hochzeit - Bräutigam



Taj Mahal - Eingang



Taj Mahal



Taj Mahal



Taj Mahal - Moschee



Taj Mahal - Moschee



Taj Mahal - Bogen



Taj Mahal - Schrift



Taj Mahal - Detail



Taj Mahal - Eingang



Fatepur Sikri-Bilder




Moschee - Eingang



Moschee - Eingang



Moschee - Innenhof



Moschee - Mädchen



Moschee - Seiteneingang



Moschee - Mauer